Biogasanlage BÖCKERMANN

StandortDolgen, Mecklenburg-Vorpommern
Bauzeit2001/2002
SubstratSchweinegülle, Maissilage, Grassilage, Festmist
Fermenter2.500 m3-Stahl emailliert
Gasnutzung2 x 160 kWel-Zündstrahler
Anlagen-Erweiterung2013: Erweiterung der Biogasanlage um ein Gärrestlager (5.000 m3)
2014: Erweiterung der Biogasanlage um eine Biogasaufbereitungsanlage (700 Nm³/h Produktgas) für beide Böckermann-Biogasanlage als (Rohgas)-Lieferanten. Bauherr ist die Landwärme GmbH.
ExtrasFermenter, Nachgärbehälter, externe Wärmenutzung in den Stallungen
LeistungsumfangGrundlagenermittlung, Vor-, Entwurf- Genehmigung- und Ausführungsplanung, Ausschreibung, Mitwirken bei der Auftragsvergabe, Bauoberleitung, Inbetriebnahme
Download Datenblatt101 Boeckermann deutsch 040222.pdf

Im November 1999 kam es zu ersten Kontakten zwischen dem Betrieb Böckermann und der Krieg & Fischer Ingenieure GmbH. Herr Böckermann hatte seinerzeit Probleme durch starke Geruchsemissionen, die von seinem Schweinemastbetrieb stammten. Die alte LPG liegt angrenzend an ein kleines Dorf. Die Zufahrtstraße unterteilt den Betrieb. Auf der einen Seite befindet sich der Aufzuchtbereich, auf der anderen Straßenseite die Mast. Auf dem Gelände befinden sich zwei große Güllebehälter mit einem Durchmesser von jeweils 31 m. Die Behörde forderte deren Abdeckung. Alternativ wurde über den Bau einer Biogasanlage zur Minderung der Geruchsemissionen nachgedacht. Auf dem Betrieb werden pro Jahr etwa 37.000 m3 Gülle produziert. Insbesondere durch den hohen Anteil an Gülle aus dem Sauenbereich mit seinem vergleichsweise geringen Feststoffgehalt, musste die Wirtschaftlichkeit der Biogasanlage auf reiner Güllebasis hinterfragt werden. Deshalb sollten Fette aus einer nahegelegenen Schlachterei als Kofermente zum Einsatz kommen. Es wurde schnell deutlich, dass die Krieg & Fischer Ingenieure GmbH den Auftrag zur Errichtung der Biogasanlage inkl. Erstellung des Genehmigungsantrags erhalten würde. Unklar war aber eine ganze Weile die optimalerweise einzusetzende Technik. Deshalb wurde ein Variantenvergleich durchgeführt, der zum einen eine typisch landwirtschaftliche Technik und zum anderen eine großtechnische Fermentertechnik berücksichtigte, siehe hierzu auch unter Publikationen den Artikel "Warum bauen wir eigentlich so schlechte Biogasanlagen?". Es zeigte sich sehr schnell, dass eine dänische Technik mit zentral von oben gerührtem Fermenter und externem Wärmetauscher erhebliche operative Vorteile aufweist - bei annähernd gleichem Invest. Die Durchführung der Genehmigung wurde in jeder Hinsicht durch die positive Zusammenarbeit mit dem StAUN Neubrandenburg erleichtert. Um so bedauerlicher war, dass das Jahr 2001 mit dem Warten auf die Fördermittel verstrich. Das Land Mecklenburg-Vorpommern wartete auf die endgültige Zusage von EU-Mitteln aus Brüssel. Erst nach etwa eineinhalb Jahren kam die kaum noch erwartete Zusage. Im Jahre 2002 konnte dann endlich mit dem Bau der Biogasanlage begonnen werden. Die Bauphase war geprägt durch zwei Entwicklungen, die eigentlich gar nichts direkt mit der Biogasanlage zu tun hatten: Die BSE-/Maul-und-Klauen-Seuche-Krise. Aufgrund der Situation wurde der Einsatz von Fetten aus der Schlachterei zusehends kritisch gesehen. Es gab Auflagen für den Transport und die Biogasanlage selbst. Der Schlachthof gehört zu einer Firmengruppe, die sich letztendlich entschloss einen anderen Weg als den der Entsorgung der Fette in einer Biogasanlage zu gehen. Das EVU. Die Biogasanlage befindet sich auf dem Gebiet der e.dis. Die Verhandlungen mit der e.dis zogen sich etwa über zwei Jahre hin. Die Einspeisung von Strom konnte letztendlich nur dadurch gelingen, dass auf dem Betriebsgelände zwei ältere Notstromaggregate stillgelegt wurden. Die e.dis ließ nur eine Einspeisung in der Höhe zu wie sie vorher für die beiden Notstromaggregate galt. Alternativ bot die e.dis einen vom Betreiber zu bezahlenden Anschlusspunkt an, der in etwa zwei Kilometer Entfernung liegt. Während der gesamten Planungs- und Bauphase hat die e.dis den Abschluss der Verhandlungen durch zeitliche Verzögerungen erheblich beeinflusst. Als bundesweit tätiges Unternehmen konnte die Krieg & Fischer Ingenieure GmbH feststellen, dass jedes andere EVU schneller arbeitet und kooperativer ist als die e.dis. Die Biogasanlage BÖCKERMANN ging im Januar 2003 in Betrieb. Aufgrund hoher Ammonium-Konzentrationen zog sich die Inbetriebnahme über mehrere Monate hin. Mittlerweile läuft die Biogasanlage, die aus einem großen 2.400 m3-Fermenter, zwei Zündstrahlaggregaten mit jeweils 160 kWel und der entsprechenden Ausrüstung besteht auf der Basis von Gülle unter Vollast. Sie ist integriert worden in den bestehenden Gebäude- und Behälterbestand. Die beiden Gasspeicher wurden ebenso in zwei alte Güllebehälter integriert wie die beiden Zündstrahlaggregate samt Wärmetauscher in alte Betriebsgebäude. Die Biogasanlage BÖCKERMANN ist wirtschaftlich und arbeitstechnisch in den landwirtschaftlichen Betrieb integriert. Die Problematik der Geruchsemissionen wurde durch die Biogasanlage erheblich reduziert. Es wird regenerativer Strom produziert, der vollständig in das öffentliche Netz eingespeist wird. Die Wärme wird für die Beheizung des Aufzuchtbereichs genutzt. Durch die aktive Behinderungspolitik des zuständigen EVU kann leider nicht mehr Strom in das öffentliche Netz eingespeist werden. Der Biogasfermenter ist organisch unterlastet und könnte durch den Einsatz nachwachsender Rohstoffe deutlich zur Optimierung der Wirtschaftlichkeit beitragen.