Biogasanlage FABEL

StandortUelzen, Niedersachsen
Bauzeit2001
SubstratSchweinegülle, Mais, Schlempe, Energiepflanzen. Erntereste
Fermenter1.000 m3-Betonbehälter
Gasnutzung2 x 110 kWel-Zündstrahler
ExtrasGasspeicher über Fermenter, Gärrestlager
LeistungsumfangGrundlagenermittlung, Vor-, Entwurf- Genehmigung- und Ausführungsplanung, Ausschreibung, Mitwirken bei der Auftragsvergabe, Bauoberleitung, Inbetriebnahme, Fördermitteleinholung
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Im Juli 2000 kam es zu ersten Kontakten zwischen dem landwirtschaftlichen Betrieb der Familie Fabel und der Krieg & Fischer Ingenieure GmbH. Herr Fabel hatte sich bei der Landwirtschaftskammer in Hannover Adressen von Firmen geben lassen, die sich mit dem Bau von Biogasanlagen befassen. Dies erfolgte seinerzeit kurz nach dem Inkrafttreten des Eneuerbaren Energien Gesetzes. Rainer Fabel ist Kreislandwirt und bewirtschaftet einen Betrieb mit 600 Schweinen in der Mast und 250 ha landwirtschaftlich genutzter Flächen. Als Inputmaterial waren dann auch die eigene Gülle sowie Reste und Abfälle aus der landwirtschaftlichen Produktion vorgesehen. Dazu zählten Maissilage, Ölrettich, Futterroggen, Kartoffeln und Kohlblätter. Von Beginn an war klar, dass die Verwendung industrieller Abfälle - wie Fette, Speisereste und ähnliches - nicht in Frage kommt. Von Beginn an war auch klar, dass die Biogasanlage in einer Größe von etwa 100 - 130 kW elektrischer Leistung wirtschaftlich nur schwierig darstellbar sein würde. Bereits im ersten Gespräch Ende Juli 2000 wurde denn auch nicht nur über Chancen sondern auch über Risiken gesprochen: Wirtschaftlichkeit, Personalbedarf, Prozessstabilität, Schaumbildung, Sedimentation, etc. Nach einer Überarbeitung der ersten Auslegung wurde das Inputmaterial als Basis für die Auslegung der Anlage fest definiert. Somit hatten beide, die Elke & Rainer Fabel GbR, und die Krieg & Fischer Ingenieure GmbH eine feste Grundlage für sämtliche nachfolgenden Planungsschritte. Für den Kunden bestand somit eine klare Basis für seine möglichen zukünftigen Ansprüche für die Gewährleistung - für das planende Büro bestand Planungssicherheit. Im Herbst 2000 wurde der Auftrag zur Erstellung des Genehmigungsantrags erteilt. Die Genehmigung erfolgte nach Baurecht. Die zuständige Behörde war das Bauamt in Uelzen. Parallel dazu erfolgte die Beantragung der Fördermittel bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Der Förderantrag wurde positiv beschieden: Baubeginn war im Frühjahr 2001. Der Auftrag an die Krieg & Fischer Ingenieure GmbH beinhaltete die Errichtung der Biogasanlage innerhalb von vier Monaten nach Erhalt des Genehmigungsbescheids. Nach genau vier Monaten und einer Woche konnte die Biogasanlage FABEL in Betrieb gehen. Parallel zum Bau der Biogasanlage erfolgte eine kontinuierliche Kostenkontrolle. Aufgrund der grenzwertigen Wirtschaftlichkeit war von Beginn an ein erheblicher Kostendruck vorhanden. Die Kostenzusammenstellung, die als Grundlage für die Bauentscheidung galt, betrug 400.000,- EURO netto. Dieser Betrag wurde punktgenau getroffen. Im September 2001 ging die Biogasanlage FABEL in Betrieb. Realisiert wurde ein 1.000 m3-Fermenter mit aufgesetztem Doppelmembrangasspeicherdach, ein seitlich montiertes FU-geregelten Rührwerk, ein Endbehälter mit einer Kapazität von 2.250 m3 und ein 110 kWel-Zündstrahlaggregat im Container. Hinzu kommt die komplette Ausrüstung der Biogasanlage inkl. Gülleverteilerwagen. Aus der Sicht einer nunmehr zweijährigen Betriebserfahrung, Stand August 2003, können folgende Erfahrungen notiert werden: Der Betrieb der Biogasanlage ist stabil. Zu keinem Zeitpunkt bestand Gefahr, dass es zu einem Umkippen des Prozesses kommt. Die Prozessstabilität wurde zu Beginn durch Analysen kontrolliert. Mit steigender Betreibererfahrung konnte hierauf sukzessive verzichtet werden. Ganz im Gegenteil ist der Fermenter so ausreichend dimensioniert worden, dass mehr Biogas "herausgeholt" werden kann als ursprünglich vorgesehen. Die Wirtschaftlichkeit der Biogasanlage kann durch den Einsatz eines zweiten Zündstrahlaggregats optimiert werden. Die Biogasanlage war mit einer der ersten überhaupt in Deutschland installierten Feststoffeintragstechniken ausgerüstet worden. Das Modell erwies sich als nicht stabil genug und musste vom Hersteller mehrfach umgebaut und repariert werden. Nach zweijährigem Betrieb ist die Funktion nunmehr als zufriedenstellend zu bezeichnen. Positiv zu vermerken ist, dass der Hersteller sich zu jeder Zeit seiner Verantwortung bewusst war und aktiv an der Behebung der Schwachstellen mitarbeitete. Bereits nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass die Luftleitung, die für das Freiblasen des ßberlaufrohrs montiert worden war, nicht sauber arbeitet. Die Funktion hätte nur bei leerem Fermenter kontrolliert werden können. Da der Fermenter biologisch sauber funktioniert, kam es jedoch nicht in Frage den Behälter zu entleeren. Es wurde daher eine zusätzliche Luftleitung eingelegt, die seitdem gut arbeitet. Die Biogasanlage produziert mehr Biogas als ursprünglich prognostiziert worden war. Die Elke & Rainer Fabel GbR hat sich deshalb dazu entschlossen ein weiteres BHKW zu kaufen. Mit der entsprechenden Genehmigungsplanung wurde wiederum die Krieg & Fischer Ingenieure GmbH beauftragt. Die Genehmigung ist abgeschlossen und im Spätsommer 2003 wurde ein weiteres BHKW mit einer elektrischen Leistung von 110 kW installiert. Im Rahmen der Erweiterung der Biogasanlage entschied sich Herr Fabel zudem dazu eine größere Version der Feststoffeintragstechnik zu kaufen. Dadurch wird der tägliche Arbeitseinsatz optimiert. Die Biogasanlage schreibt wirtschaftlich "eine Schwarze Null". Sie rechnet sich insbesondere dadurch für den Betrieb, dass eine bessere Auslastung für Personal und Maschinen vorhanden ist sowie eine Verbesserung des Düngewerts durch den Biogasprozess. Nur durch die ständige aktive Akquisition von Inputstoffen (Rüben-, Zwiebel-, Kartoffel- und weitere Abfälle) kommen ausreichende Mengen zusammen. Maissilage ist der teuerste Einsatzstoff und kommt nur dann zum Tragen, wenn keine anderen Inputstoffe vorhanden sind und die Biologie auf einem hohen aktiven Niveau gehalten werden soll. Die Biogasanlage FABEL ist wirtschaftlich und arbeitstechnisch in den landwirtschaftlichen Betrieb integriert. Sie trägt innerhalb des Systems zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit und zur Verbesserung der Umweltbedingungen vor Ort bei. Es wird regenerativer Strom produziert, der vollständig in das öffentliche Netz eingespeist wird. Die Wärme wird für die Beheizung des Hofgebäudes genutzt. Es muss allerdings darauf hingewiesen werden, dass unter den heutigen Förderbedingungen diese Biogasanlage ganz sicher nicht gebaut werden würde. Nur durch die 30%-ige Investitionsförderung konnte überhaupt eine Wirtschaftlichkeit für eine Biogasanlage dieser Größe erreicht werden. Auch hier wird wieder die Abhängigkeit der regenerativen Energien von den mehr oder weniger willkürlichen Entscheidungen der Politik deutlich.